22.
November
2023
Mit Sport Barrieren auf eine spielerische Art und Weise überwinden
Rund 50 Personen fanden sich am Dienstagabend im Haus des Sports in Ittigen ein, um gespannt den Worten vom eben erst in den Nationalrat gewählten Islam Alijaj zu lauschen. Nebst den inspirierenden Textpassagen, die aus dem Buch «Wir müssen reden – ein biografisches Manifest» des gebürtigen Kosovaren gelesen wurden, erhielt explizit die Verbindung von Inklusion und Sport einen grossen Platz in der Diskussionsrunde.
«Ihr werdet noch sehen, was dieser kleine Bub alles machen kann», prophezeite ein Gelehrter im Heimatdorf von Islam Alijaj und er sollte damit Recht behalten. Bereits auf den ersten Seiten der im Frühjahr erschienenen Biografie wird klar, welch starken Willen der Neo-Nationalrat schon in jungen Jahren in sich trug. Der an einer Zerebralparese leidende Islam Alijaj hat sich schon immer hohe Ziele gesteckt hat und dabei seinen enormen Ehrgeiz stets mit einer grossen Portion Humor kombiniert. So erstaunt es nicht, dass er auf seine Jugend im Kosovo angesprochen lachend preisgibt, dass das behinderte Kind im Rollstuhl unterdessen alle überholt habe. Anekdoten aus der Kindheit des 37-Jährigen gemischt mit inspirierenden Gedankengängen und Visionen sorgten für Begeisterung unter den zahlreich erschienenen Personen aus verschiedensten Schweizer Sportverbänden und Organisationen im Behindertensport sowie Vertreter*innen der Kantone und von weiteren Einrichtungen für Inklusion.
Die Lesung im Haus des Sports stand ganz im Zeichen des inklusiven Sports. Neben Islam Alijaj selbst kamen auch Rita Albrecht-Zander, seit kurzem für das Thema Inklusion bei Swiss Olympic zuständig, sowie Stefan Leutwyler, der sportpolitische Geschäfte im Bundesamt für Sport betreut, zu Wort. «Sport verbindet und ist daher ein zentrales Element für eine inklusive Gesellschaft», darüber waren sich alle Parteien einig, wodurch ein erfrischender Dialog über den aktuellen Stand in der Schweizer Sportwelt sowie die dringend anzugehenden Schwerpunkte entstand. Auch wenn viele Sportverbände noch am Anfang ihrer Bemühungen stünden, habe die Thematik des inklusiven Sports stark an Stellenwert gewonnen und es seien viele positive Ansätze zu erkennen. Wichtig sei es, die zuständigen Personen zu begleiten und ermutigen, damit gemeinsam etwas erreicht werden kann, so Rita Albrecht-Zander von Swiss Olympic. Von Seite des Bundes hob Stefan Leutwyler unter anderem die Spitzensport-Rekrutenschule in Magglingen hervor, bei der seit zwei Jahren auch Para-Athlet*innen die Möglichkeit erhalten, unter professionellsten Bedingungen zu trainieren.
Natürlich wurde Islam Alijaj auch auf seinen Besuch bei der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft von vergangener Woche angesprochen, bei dem ihm von Captain Granit Xhaka ein Trikot mit seinem Namen überreicht wurde. Es sei für ihn eine grosse Ehre gewesen, auch wenn das personalisierte Trikot sogleich von seinem Sohn angezogen wurde, da ja schliesslich auch dessen Name auf dem Rücken stehe. Mit seinem Werk will er dazu anregen, das Behindertenwesen in der Schweiz umzukrempeln. Der Sport soll in diesem Prozess eine zentrale Rolle einnehmen. «Mein Wunsch ist es, dass die Geschichte eines kleinen Jungen, der mit 16 Jahren ein schulisches Niveau von einem Sechstklässler hatte und 20 Jahre später Nationalrat wurde, auch im Sport möglich ist. Und daran müssen wir zusammen arbeiten», machte Islam Alijaj zum Ende der Lesung deutlich und fasste damit die auf der Bühne diskutierten Schwerpunkte treffend zusammen.