13.
Oktober
2024
«Athlet*innen setzen sich oft zu wenig mit der Nachkarriere auseinander»
Vor rund einem Jahr startete Curling-Weltmeisterin Alina Pätz als «Projektleiterin Nachsport» bei Swiss Olympic. Im Interview gibt sie in fünf Fragen Auskunft über den Projektstart, die aktuelle Kampagnenwelle und die nächsten Schritte.
Alina, wie blickst du auf dein erstes Jahr als «Projektleiterin Nachsport» zurück?
Die letzten zwölf Monate waren sehr intensiv und lehrreich. Als ich das Projekt übernommen habe, war mir schon bewusst, dass das Thema Nachsport von grosser Bedeutung ist. Aber erst durch die intensivere Auseinandersetzung mit den Athlet*innen, die sich in diesem Prozess befinden, habe ich wirklich verstanden, wie umfassend und wichtig das Thema ist. Ich durfte seit dem Projektstart nicht nur enorm viel lernen, sondern auch viele Athlet*innen davon überzeugen, dass die Thematik auch in ihren Karrieren wichtig ist. Mir bedeutet es viel, den Athlet*innen dabei zu helfen, sich auf das Leben nach dem Leistungssport vorzubereiten, und zu sehen, wie ihnen die Auseinandersetzung mit dem Thema bereits im jetzt als aktive Sportler*in Selbstvertrauen gibt. Die Resonanz auf unsere Kampagnen und Programme war äusserst positiv und das bestärkt mich darin, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Weshalb ist das Thema «Nachsport» so wichtig?
Das Thema Nachsport ist aus mehreren Gründen enorm wichtig. Die Spitzensportkarriere dauert oft weniger lang als eine normale Berufskarriere und der Übergang in die Nachsport-Karriere ist oft mit Unsicherheiten und offenen Fragen verbunden. Wir erleben oft, dass sich Athlet*innen zu wenig oder zu spät mit der «Karriere danach» auseinandersetzen und die Unsicherheiten und Ängste so noch grösser werden. Athlet*innen entwickeln jedoch während der aktiven Karriere oft Fähigkeiten und Qualitäten, die sie auch im Berufsleben oder in neuen Projekten einsetzen können, ohne dass ihnen dies wirklich bewusst ist.
Mit dem Projekt Nachsport wollen wir eine Plattform schaffen, die Athlet*innen nicht nur auf diesen Übergang vorbereitet, sondern ihnen auch Perspektiven aufzeigt. Wir unterstützen Spitzensportler*innen, ihre sportlichen Erfolge in neue berufliche Erfolge umzuwandeln und ihre Persönlichkeit ganzheitlich weiterzuentwickeln. Zudem möchten wir die Athlet*innen ermutigen, ihre sportliche Karriere als eine Etappe zu sehen, auf die weitere Erfolge folgen können – sei es im Beruf, in der Bildung oder in anderen spannenden Bereichen.
Mitte Oktober hat Swiss Olympic eine neue «Kampagnenwelle» zum Nachsport lanciert mit diversen Videos, die Athlet*innen und ihren Weg ins Nachsport-Leben zeigen. Was war die Idee dahinter?
Die Idee war, authentische Geschichten von Athlet*innen zu erzählen, die den Übergang bereits erfolgreich gemeistert haben. Wir wollten den Prozess des Wandels und die Herausforderungen, die damit verbunden sind, in den Vordergrund stellen. Unsere Videos zeigen, dass der Übergang von einer Sportkarriere in ein neues Leben nicht immer einfach ist, aber es viele Möglichkeiten gibt die eigene Zukunft aktiv zu gestalten (auch frühzeitig). Dadurch hoffen wir, andere Athlet*innen zu ermutigen, sich frühzeitig mit dem Thema Nachsport auseinanderzusetzen, sodass sie den Übergang als etwas Positives wahrnehmen.
Zu den Athlet*innen-Geschichten
Zum Q&A-Video auf Social Media mit kürzlich zurückgetretenen Athlet*innen
Welche Rolle spielt das Thema «Karriereentwicklung» dabei?
Karriereentwicklung ist ein zentraler Bestandteil unseres Projekts. Athlet*innen haben während ihrer sportlichen Laufbahn einzigartige Fähigkeiten entwickelt wie z. B. Disziplin, Zielstrebigkeit, Teamarbeit und Resilienz. Diese Kompetenzen sind wertvoll für die Nachkarriere, müssen aber oft in einen neuen Kontext gebracht werden. Sich mit der eigenen Persönlichkeit auseinanderzusetzen, ist dabei unerlässlich, weil der Sport oft einen grossen Teil der Identität der Athlet*innen ausmacht. Es geht darum, ihre Werte, Interessen und Stärken ausserhalb des Sports zu erkennen und zu nutzen, um eine neue berufliche oder persönliche Richtung einzuschlagen. Dieser Prozess fördert nicht nur die berufliche Weiterentwicklung, sondern hilft ihnen auch, sich persönlich weiterzuentwickeln und zu reflektieren, wer sie unabhängig vom Sport sind.
Was sind die nächsten Schritte mit dem Projekt «Nachsport»?
Die Fokusthemen für die nächsten Monate lauten «Bewerbung & Netzwerk» sowie «Karriereentwicklung». Zusammen mit unseren Laufbahnberater*innen bereiten wir diese Themen auf und bieten den Athlet*innen Möglichkeiten, sich mit den Themen auseinanderzusetzen. Dies alles mit dem Ziel, einen möglichst einfachen und klaren Übergang in die Nachsport-Karriere zu schaffen. Uns ist es wichtig, die Athlet*innen individuell zu beraten, zu begleiten und massgeschneiderte Lösungen für sie zu suchen. Zudem arbeiten wir an der Weiterentwicklung unserer Webinare und Online-Informationen. Auch weitere Athlet*innen-Geschichten sind geplant, um die Relevanz des Themas zu unterstreichen.
Zu allen Informationen und Materialien rund um das Thema Nachsport auf unserer Website