Jahresbericht 2023

Das Vorwort des Präsidenten
Liebe Sportfamilie
147 EM- und WM Medaillen in 29 eingestuften Sportarten haben die Schweizer Athletinnen und Athleten im Jahr 2023 gewonnen: Das ist ein beeindruckender Leistungsausweis unserer Sportlerinnen und Sportler und der Sportverbände, der unterstreicht, dass der Schweizer Sport die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie gut meistert.
Das Gleiche zeigt die neue Vereinsstudie, die Swiss Olympic im Herbst 2023 veröffentlicht hat. Unsere 18’300 Sportvereine sind weiterhin gut aufgestellt, sie weisen stabile Finanzen und Mitgliederzahlen auf. Gleichzeitig bestehen weiterhin Herausforderungen wie etwa die Besetzung des Ehrenamts. Der Fokus von Swiss Olympic bleibt es, hier gezielt zu unterstützen. Die Signale der Studie sind insgesamt aber sehr positiv. Es freut mich enorm, sorgen die Vereine als Orte der Bewegung, Begegnung und Bildung weiterhin für eine gesunde Basis des gesamten Schweizer Sports.
Auch die finanzielle Grundlage stimmt: Von der Stiftung Sportförderung Schweiz erhielt Swiss Olympic einen Rekordbeitrag von rund 60 Millionen Franken. Für einen erfolgreichen Schweizer Sport, der Themen wie Ethik, Gleichstellung und Inklusion ebenfalls mitträgt, sind diese Mittel unerlässlich.
In unseren bewegten Zeiten kommt dem Sport gesellschaftlich eine wichtige Rolle zu: Er verbindet Menschen und schenkt ihnen Kraft und Unterhaltung, er bietet sowohl etwas Ablenkung als auch Selbstwirksamkeit. Um dieses Versprechen weiterhin zu erfüllen, muss der Sport aber mit dem Wandel gehen. Das Thema «Ethik im Schweizer Sport» ist dafür ein gutes Beispiel. Noch herrscht – typisch für Übergangsphasen – einige Unsicherheit. Aber der Prozess ist im vollen Gang und wir kommen unseren Zielen in diesem Bereich Schritt für Schritt näher.
Es ist manchmal für uns alle eine Gratwanderung: Diesen Wandel aktiv mitzugestalten, mit allen Chancen, aber auch Herausforderungen, die damit verbunden sind und gleichzeitig die Freude zu kultivieren, die der Sport ist und macht. Mein herzlicher Dank gilt allen –insbesondere den ehrenamtlichen – Funktionsträgerinnen und -trägern, die diesen Weg mitgehen.
Grosse Aufmerksamkeit erhielt 2023 unsere Machbarkeitsstudie zu Olympischen und Paralympischen Spielen in der Schweiz, die wir mit den olympischen Wintersportverbänden erstellt haben. Ermutigt unter anderem von einer repräsentativen Umfrage bei der Bevölkerung, die eine Zustimmung von 67 Prozent zeigte, haben wir diese Abklärungen vorgenommen. Die Studie wies nach, dass eine Durchführung im Jahr 2030 möglich gewesen wäre. Es kam anders – das IOC hat die Winterspiele 2030 Frankreich zugesprochen. Das IOC hat uns aber eine privilegierte Ausgangslage für die Olympischen und Paralympischen Spiele 2038 zugesichert. Ein dazu gegründeter Verein wird das Projekt nun weiterführen und die entsprechenden Voraussetzungen klären. Gleichzeitig haben wir mit den Sommersportverbänden beschlossen, die Voraussetzungen zu prüfen, unter welchen die European Championships 2030 in der Schweiz stattfinden könnten.
Für mich persönlich läuft unterdessen das letzte Jahr als Präsident von Swiss Olympic. Ich freue mich sehr auf die verbleibenden Monate, auf weitere Gratwanderungen und Gipfelstürme und auf Erfolge des Schweizer Sports, auf und neben den Wettkampfplätzen.
Herzlich
Jürg Stahl, Präsident Swiss Olympic
Über 1000 junge Sportlerinnen und Sportler profitierten beim Talent Treff Tenero (3T) 2023 von erstklassigen Trainingsbedingungen und Workshops zur Karrierevorbereitung. Schweizer Athletinnen und Athleten holten beim EYOF in Friuli zwölf Medaillen. In Krakau sicherte sich die Schweiz bei den European Games einen Rekord von 20 Medaillen. Der Schweizer Olympia Park macht Fortschritte, während der Athlete Hub seit 2023 Athletinnen und Athleten begleitet und unterstützt.
Talent Treffs Tenero (3T)
Über 1000 junge Sportlerinnen und Sportler haben anlässlich der beiden Austragungen des Talent Treffs Tenero (3T) von optimalen Trainingsbedingungen profitiert. Nebst dem Training nahmen die Talente an verschiedenen Workshops teil, die sie auf eine mögliche Karriere im Spitzensport vorbereiteten. Zu den Themen gehörten unter anderem Dopingprävention, Sportpsychologie und Schlaf im Leistungssport. Für die Freizeit wurden drei Zonen eingerichtet: die Friendship Zone, um sich sportübergreifend zu versammeln, die Respect Zone, um sich zu entspannen, und die Excellence Zone, um Hausaufgaben zu erledigen.
EYOF Friuli

95 junge Schweizer Athletinnen und Athleten haben am European Youth Olympic Festival (EYOF) in der italienischen Region Friaul-Julisch Venetien teilgenommen. Obwohl der Fokus in erster Linie auf der Ausbildung lag, wurden die zahlreichen Erfolge natürlich gefeiert. Aus den zwölf Sportarten mit Schweizer Beteiligung resultierte insgesamt zwölf Mal Edelmetall. Alle Athletinnen und Athleten konnten an diesem olympischen Multisportanlass persönliche und sportliche Erfahrungen sammeln.
European Games Krakau
Ein Rekord von 20 Medaillen in 13 Sportarten resultierte aus der dritten Austragung der European Games in Krakau (Polen). Einige Wettbewerbe zählten dabei gar als Europameisterschaften oder boten die Möglichkeit, sich für die Olympischen Sommerspiele zu qualifizieren. Auch hier präsentierte sich die Schweizer Bilanz positiv: Sieben der 20 gewonnenen Medaillen haben den Wert einer EM-Medaille (Badminton, Fechten, Kanu, Mountainbike und Wasserspringen), und im Schiessen und Pentathlon wurden Quotenplätze für Paris 2024 gewonnen.
EYOF Maribor

Die Schweizer Delegation am European Youth Olympic Festival (EYOF) in Maribor bestand aus 71 Athletinnen und Athleten aus neun Sportarten. Insgesamt gewannen die jungen Sportlerinnen und Sportler in Slowenien sieben Medaillen – 4-mal Gold, 2-mal Silber und 1-mal Bronze. Einige Athletinnen und Athleten erlebten bittere Enttäuschungen, was ebenfalls Teil des Lernprozesses auf dem Weg zur Elite ist. Wie immer bei Jugendveranstaltungen stand im Swiss Olympic Youth Team die Erfahrung vor dem Ergebnis.
Schweizer Olympia Park
Das Projekt Schweizer Olympia Park schreitet voran. Im Anschluss an die Analysephase, in der die grössten Herausforderungen und Chancen für das System Leistungssport konkretisiert worden waren, begann im April 2023 die Pilot- und Vertiefungsphase. In dieser starteten in vier Themenclustern elf Vertiefungsprojekte, um nachhaltige, kollaborative und innovative Lösungen für die Zukunft zu erarbeiten.
Die Arbeiten laufen auf Hochtouren und sehen derart vielversprechend aus, dass der Exekutivrat bereits frühzeitig die Umsetzungsphase ab Juni 2024 freigegeben hat.
Implementierung Athlete Hub

Athlete Hub – empowering selfs, enabling excellence – during and beyond sports.
Mit dieser Vision stellt der Athlete Hub (ehemals AKS) seit Anfang 2023 sicher, dass Athlet*innen auf ihren individuellen Wegen zu jeder Zeit optimal begleitet werden. Ein Team aus Laufbahnberater*innen und Fachspezialist*innen stellt mit einem ganzheitlich und systemischen Ansatz die Beratung und Unterstützung sicher. Die Athlet*innen werden regelmässig mit einem zielgruppenspezifischen Newsletter über aktuelle Themen informiert.
Frau und Spitzensport
Frau und Spitzensport machte 2023 mit zwei Kampagnenwellen auf sich aufmerksam. Im Frühling legte das Projekt den Fokus auf die Themen Kommunikation und Beckenboden. Dabei wurden «handliche» Kommunikationsempfehlungen für Athletinnen und Trainer*innen erarbeitet. Eine Serie an Übungsvideos zeigte zudem auf, wie der Beckenboden trainiert werden kann.
Im Herbst knüpfte das neue 3-Stufen-Modell, entwickelt in Zusammenarbeit mit dem Trainer Adrian Rothenbühler, an das Thema Kommunikation an. Gleichzeitig zeigten eine mit dem SFV erarbeitete Übersichtsgrafik sowie weitere Materialien, wie das zyklusorientierte Training im Alltag aussehen kann.
Begleitend zu den neuen Materialien und Inhalten erschienen im Berichtsjahr neun Episoden der Podcast-Serie «smartHer – the women’s sportcast».
Spitzensport und Studium
Jeden Herbst starten tausende Studierende in ihr Studium – darunter auch viele Athlet*innen. Die Kombination von Spitzensport und Studium ist jedoch nicht immer einfach. Um Erfahrungen zu teilen und mögliche Wege aufzuzeigen, hat Swiss Olympic im Berichtsjahr im Rahmen von “Spitzensport und Studium” Pitt Rohrer, Flurina Rigling und Léa Sprunger je in einem Video portraitiert – drei Athlet*innen, die sich an einem unterschiedlichen Punkt ihrer Sport- und Studiumskarriere befinden.
Zertifizierungsfeier Label-Schulen

Swiss Olympic engagiert sich für die Vereinbarkeit von Schule und Sport und zeichnet sie mit zwei Qualitätslabels aus – so auch 2023: Sechs Schweizer Schulen erhielten ihre erstmalige und 61 weitere Bildungsinstitutionen ihre neuerliche Zertifizierung als «Swiss Olympic Partner School» oder «Swiss Olympic Sport School». Die Zertifikate gelten seit dem 1. August für die nächsten vier Jahre.
Um diese (Re-)Zertifizierungen gebührend zu feiern, veranstaltete Swiss Olympic Anfang September im Casino Bern eine Zertifizierungsfeier. Lokale Showacts und ein gemeinsames Abendessen bildeten den feierlichen Rahmen für diese Veranstaltung.
Ob mit einer kleinen Kampagne für die sportmedizinischen Institutionen oder in Form von Auszeichnungen an Sportwissenschaftler*innen und Trainer*innen im Rahmen des SOSA resp. SOCA – im letzten Jahr hat die Abteilung Sport die Leistungen vieler Akteur*innen des Schweizers Sports gewürdigt. Schwerpunkte setzte sie zudem mit der neuen Fachstelle Inklusion sowie mit dem Projekt «Trainer*innen».
Sportmed Merci-Kampagne

6‘600 Einsatztage für 100 Clubs und Verbände aus 40 verschiedenen Sportarten – unsere 52 sportmedizinischen Institutionen leisten jedes Jahr Grossartiges und sind unverzichtbar für den Schweizer Sport. Im November hat Swiss Olympic deshalb mit Interviews, Grafiken, einem Dankesvideo sowie einem kleinen Präsent an die sportmedizinischen Institutionen auf diese Leistungen aufmerksam gemacht.
Swiss Olympic Awards (SOCA/SOSA)

Im Rahmen der Magglinger Trainertagung (MTT) 2023 wurden wiederum der Swiss Olympic Coach Award (SOCA) und der Swiss Olympic Science Award (SOSA) verliehen. Den SOCA gewannen Annik Marguet (Sportschiessen / Kategorie Individualsport) und Simon Meier (Unihockey / Kategorie Team-/Mannschaftssport). Zudem zeichnete Swiss Olympic Franz Fischer für sein jahrzehntelanges Engagement im Rahmen der Spitzensport-RS mit dem Spezialpreis aus. Der Science Award ging an Nina Zenger für ihr Projekt «VO2max-Bestimmung im Feld».
Fachstelle Inklusion

Am 1. Oktober 2023 startete bei Swiss Olympic der Aufbau der neuen Fachstelle Inklusion im Sport. Unter der Leitung von Rita Albrecht-Zander verfolgt die Fachstelle das Ziel, die Mitgliedsverbände von Swiss Olympic zum Thema Inklusion zu beraten und zu begleiten, Know-how aufzubauen und dieses im Sinne von «Best Practice» den Partnerinnen und Partnern zur Verfügung zu stellen. Mit einer Lesung von Nationalrat Islam Alijaj feierte der Bereich bereits im November ein erstes Highlight.
Projekt Trainer*innen

Trainer*innen sind Schlüsselfiguren im Schweizer Sportsystem. Ob im Breiten- oder Leistungssport: Ohne qualifizierte Trainer*innen ist keine erfolgreiche Sportförderung möglich. Mit dem neuen Projekt «Trainer*innen» sollen in den Jahren 2024 bis 2026 die Rekrutierung und die Förderung unterstützt und die Aus- und Weiterbildung sowie die arbeitsrechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen verbessert werden. Dadurch wird der Trainer*innen-Beruf aufgewertet.
Nachwuchsförderung

Über 200 Vertreter*innen aus Sportverbänden, Kantonen, Schulen und weiteren Institutionen trafen sich beim Forum NWF & Ausbildung im November 2023 in Magglingen, um ethische Fragen im Nachwuchsleistungssport zu beleuchten.
abei wurde über die Balance von Nähe und Distanz zwischen Trainer*innen und Athlet*innen sowie über den Umgang mit Leistungsdruck und Inklusion im Sport diskutiert. Diesen und weitere Fragen müssen wir uns stellen, um einen ethisch verantwortungsvollen Nachwuchsleistungssport sicherzustellen.
Im vergangenen Jahr hat sich die Abteilung Verbandsmanagement mit verschiedenen Projekten und Kampagnen für eine breite Zielgruppe eingesetzt. Unteranderem verzeichnete der Club Management Lehrgang mit über 1700 Teilnehmern und 150 Zertifikaten einen großen Erfolg.
Lehrgang «Club Management»

Über 1700 angemeldete Personen, 150 ausgestellte Zertifikate und 22 Präsenztagblöcke – im Berichtsjahr war der im August 2022 lancierte Lehrgang «Club Management» äusserst gefragt. Daneben konzipierte das Team drei kurze E-Learnings zu den Themen Datenschutz, Mobilität und Beschaffungen und stellte das Forum «Club Management» auf die Beine.
Vereinsstudie 2022
«Der Schweizer Vereinssport lebt», kommunizierte Swiss Olympic im November 2023. Die Schweizer Sportvereine haben die Pandemie gut überstanden und bilden mit konstant hohen Mitgliederzahlen eine wichtige Säule der Gesellschaft. Das zeigt die neue Studie «Sportvereine in der Schweiz – Entwicklung, Herausforderungen und Perspektiven», die das Sportobservatorium im Auftrag von Swiss Olympic und in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Sport BASPO durchgeführt hat.
Swiss Olympic Forum

Am Swiss Olympic Forum tauschten sich im Mai 2023 in Lausanne rund 350 Vertreterinnen und Vertreter von Schweizer Sportverbänden über die aktuellen Herausforderungen im Vereinswesen aus – und erhielten dabei auch Inspiration aus dem hohen Norden: Der ehemalige Orientierungsläufer Matthias Gilgien, heute als Professor an der Norwegischen Hochschule für Sportwissenschaft tätig, referierte über die Organisation des Vereinssports im sportlich höchst erfolgreichen Norwegen. Zudem genehmigten die Verbandsleitenden die Jahresrechnung 2022 des Dachverbands Swiss Olympic.
Swiss Olympic Klimafonds

Ende 2023 wurde der Swiss Olympic Klimafonds – ein Förderinstrument für Klimaschutzprojekte im Schweizer Sport – lanciert. Mit dem Swiss Olympic Klimafonds, den Swiss Olympic mit der Stiftung myclimate betreibt, wird Verantwortung für derzeit unvermeidbare Treibhausgasemissionen übernommen. Diverse Partnerinnen und Partner von Swiss Olympic unterstützen den Klimafonds seit Beginn mit Einzahlungen oder weiteren Leistungen. Mit den einbezahlten Geldern werden Emissionen in klimawirksamen Projekten reduziert und Massnahmen im Schweizer Sport umgesetzt – eine Win-Win-Situation für den Sport und das Klima.
«Are you OK?»

2023 wurde die Präventionskampagne «Are you OK?» in zwei Kampagnenwellen an die Nachwuchsathlet*innen als primäre Zielgruppe ausgespielt. Die Sujets wurden entsprechend aufbereitet und auf Instagram, Snapchat und zum ersten Mal auch auf Google Ads bezahlt platziert. Dafür wurden die aussagekräftigen und gut funktionierenden Sujets von 2022 genutzt. Zudem lief die Kampagne während zweier Wochen animiert auf den Livesystems-Bildschirmen im öffentlichen Verkehr. Insgesamt konnten so fast 15 Millionen Impressions erreicht werden.
«cool and clean»: Vereinsberatung und Week of the Referee
Im Berichtsjahr haben die kantonalen Botschafter*innen über 100 Vereinsberatungen durchgeführt. Ziel dieser Beratungen ist die Umsetzung von strukturellen Massnahmen, damit das sportliche Umfeld gesundheitsfördernd wirkt. Drei dieser Beratungen wurden von einem Filmteam begleitet. Die Week of the Referee war ein grosser Erfolg. Ein Jingle wurde bei wichtigen Spielen gespielt, Videos von Schiedsrichter*innen mit Aussagen zur Förderung der Lebenskompetenzen wurden mehr als 50'000 Mal angesehen.
Schule bewegt

Der natürliche Bewegungsdrang ist bei Kindern und Jugendlichen besonders ausgeprägt. Das Programm «Schule bewegt» von Swiss Olympic zur Förderung von Bewegung in Schweizer Schulen nimmt sich diesem Bedürfnis an. In Zusammenarbeit mit «cool and clean», Swiss Skate und Neuronuss hat das Team von «Schule bewegt» 2023 drei Specials entwickelt. Zudem kamen die Lehrpersonen und deren Schüler*innen in den Genuss eines bewegten Adventskalenders. Die knapp 70 neuen Bewegungsaufgaben bieten Lehrpersonen Unterstützung bei der einfachen Integration von Bewegung im Unterricht.
Behebung von Missständen im Schweizer Sport

Werden von Swiss Sport Integrity Missstände festgestellt, muss Swiss Olympic mit dem betroffenen Verband Massnahmen zur Behebung dieser Missstände vereinbaren. Die Massnahmen werden in einer Vereinbarung festgehalten und müssen innert einer festgelegten Frist umgesetzt werden. Als Missstände gelten eine Kultur sowie das Bestehen oder Fehlen von Strukturen und Prozessen, welche die Umsetzung des Ethik-Statuts behindern, Verstösse gegen das Ethik-Statut begünstigen oder deren Erkennung und Verhinderung erschweren können.
Mit folgenden Verbänden wurden 2023 Umsetzungsvereinbarungen abgeschlossen:
- Schweizerischer Judo- und Jiu-Jitsu-Verband
- Schweizerischer Ruderverband
- Swiss Aquatics
Das Jahr 2023 brachte sportpolitisch viele Herausforderungen und erfreuliche Fortschritte mit sich. So hat unteranderem der Bundesrat die Änderung der Verordnung über die Unfallversicherung (UVV) verabschiedet - ein Meilenstein.
Meilenstein in der Unfallversicherung

Der Bundesrat hat im November 2023 die Änderung der Verordnung über die Unfallversicherung (UVV) verabschiedet. Ab dem 1. Juli 2024 werden Sportler*innen und Trainer*innen in Breitensportvereinen erst ab einem bestimmten Jahresgehalt obligatorisch unfallversichert. Diese Änderung soll die Vereine finanziell entlasten. Künftig müssen Sportvereine Sportler*innen und Trainer*innen, welche ein jährliches Einkommen von zwei Drittel des Mindestbetrags der vollen jährlichen AHV-Altersrente (2023: 9800 Franken) nicht überschreiten, nicht mehr obligatorisch gegen Unfälle versichern.
Parlamotion

Jedes Jahr Mitte Juni rennen Parlamentarierinnen und Parlamentarier ums Bundeshaus. Beim diesjährigen Parlamentslauf «Parlamotion» erzielten rund 60 Politiker*innen einen Teilnahmerekord, indem sie fast 190 Kilometer zurücklegten. Trotz der nationalen Wahlen stand die Freude an der Bewegung und dem interfraktionellen Austausch im Vordergrund. Ganz im Zeichen der olympische Werte Höchstleistung, Freundschaft und Respekt.
Vernehmlassungen (Teilrevision Radio- und TV-Gesetz)

Swiss Olympic hat sich im Rahmen der Vernehmlassung zur Revision der Radio- und TV-Verordnung gegen eine Senkung der Mediengebühren ausgesprochen, da diese zu einer Schwächung des Sports ganz allgemein führen und insbesondere die Breite der Übertragung von Sportereignissen reduzieren würde. Die Berichterstattung der SRG spielt eine zentrale Rolle bei der Förderung des Sports allgemein und insbesondere bei der Vermarktung und Finanzierung von Sportevents.
Viele weitere Themen und Projekte wurden im vergangenen Jahr von Swiss Olympic angegangen und umgesetzt.
Stiftung Sportförderung Schweiz (SFS)

Als Folge des neuen Geldspielgesetzes, das 2019 in Kraft getreten ist, ist es am 1. Januar 2023 zu einem Systemwechsel bei der Verteilung der Lotteriegelder gekommen: War bis Ende 2022 die Sport-Toto-Gesellschaft (STG) für die Verteilung zuständig, hat nun die Stiftung Sportförderung Schweiz (SFS) die Aufgabe der Mittelverteilung übernommen. Hierzu hat der von der interkantonalen Fachdirektorenkonferenz Geldspiele (FDKG) eingesetzte Stiftungsrat Sportförderung Schweiz mit Swiss Olympic eine Vereinbarung für die Periode 2023-2026 abgeschlossen, welche dem nationalen Sport jährlich 60 Millionen Franken als Basisbetrag und dazu maximal 15 Millionen an spezifischen Fördergeldern zusichert. Diese markant höheren Beiträge gegenüber früheren Jahren sind ein Meilenstein in der Schweizer Sportförderung. Swiss Olympic dankt den Kantonen für das grosse Vertrauen und freut sich auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit mit seinem Hauptgeldgeber.
In der ersten Hälfte des Jahres prüfte und genehmigte der Stiftungsrat Sportförderung Schweiz die von Swiss Olympic beantragten Projekte für die speziellen Förderbereiche. Ende September verabschiedete der Exekutivrat die Richtlinien dazu. Damit stehen für folgende Bereiche neue Fördermittel zur Verfügung: Ausbau Frauenförderung / Ausbau Behindertensport bzw. Inklusion / Auf- und Ausbau Professionalisierung Nachwuchstrainer*innen / Ausbau der Förderung von Athlet*innen / Aufbau «Sports Innovation Hub».
Projekt «Ethik im Schweizer Sport»

Die ethischen Grundsätze sollen im Schweizer Sportsystem noch stärker gelebt werden. Swiss Olympic erarbeitet daher seit Februar 2023 in 16 Arbeitsgruppen konkrete Massnahmen und analysiert mit den Verbänden ihre Situation bezüglich Ethik-Themen. Im monatlichen WebTalk können sich die Verbände zu den neusten Entwicklungen im Projekt einbringen. Als Orientierungshilfe, Handlungs-Wegweiser und Sensibilisierungstool hilft neu der Ethik-Kompass. Er regt zum gemeinsamen Nachdenken über das gute Mass an. Sowohl ein «zu viel» an Macht, Idealen, Nähe oder Druck als auch ein «zu wenig» kann die Würde verletzen.
Swiss Olympic erhöht Mittel für Swiss Sport Integrity (SSI)

Der Exekutivrat von Swiss Olympic hat Ende September beschlossen, den jährlichen Beitrag an die Stiftung Swiss Sport Integrity (SSI), wie von ihr beantragt, um 400'000 Franken jährlich zu erhöhen. Mit dem Zusatzbeitrag anerkennt Swiss Olympic den Bedarf, die Dringlichkeit und Notwendigkeit der Stärkung der Meldestelle für Ethikfälle, die seit ihrer Einführung Anfang 2022 eine grosse Nachfrage erfährt. Zugleich hat auch das Bundesamt für Sport BASPO seinerseits entschieden, SSI mit zusätzlichen 600'000 Franken pro Jahr zu unterstützen.
Projekt Olympische und Paralympische Spiele in der Schweiz 203X

Das Internationale Olympische Komitee IOC hat im November 2023 entschieden, das Projekt Switzerland 203x in den sogenannten privilegierten Dialog für eine Austragung von Olympischen und Paralympischen Winterspielen 2038 in der Schweiz einzuladen. Der Status privilegierter Dialog bedeutet, dass die Schweiz bis Ende 2027 Zeit hat, das Projekt zu vertiefen. Nun treiben Swiss Olympic und der Verein Switzerland 203x die Neuausrichtung des Olympia-Projekts anhand der neuen Ausgangslage voran.
Projekt European Championships 2030

Die European Championships bringen seit 2018 alle vier Jahre die Europameisterschaften verschiedener Sommersportarten zusammen. Swiss Olympic hat 2023 ein Projekt für eine mögliche Austragung in der Schweiz 2030 oder 2034 lanciert. Ein Lenkungsausschuss unter der Leitung von Daniel Bareiss prüft in einer Machbarkeitsstudie, ob die sportlichen, gesellschaftlichen und politischen Voraussetzungen dafür gegeben sind.
Revitalisierungspaket

Stabilisierungspaket 2021
Das Bundesamt für Sport BASPO fordert von Swiss Olympic rund 4.9 Millionen Franken aus dem Stabilisierungspaket 2021 zurück, die gemäss dem Bund nicht den Zweckbestimmungen des Stabilisierungspakets entsprechen. Swiss Olympic hat auf die Forderung reagiert und ist zuversichtlich, dass alle Beteiligten gemeinsam eine gute Lösung im Sinn des Sports finden werden.
Stabilisierungspaket 2022
Rund 150 Revitalisierungsprojekte wurden genehmigt. Die Umsetzung durch die Verbände hat bis spätestens Juni 2025 zu erfolgen. Bis zu diesem Zeitpunkt können Projekte aus den Bundesmitteln mitfinanziert werden.
Neu-Mitglieder (Neue Aufnahmen von Verbänden/Partnerorganisationen)

Neu aufgenommen in den Kreis der Mitgliedsverbände von Swiss Olympic wurde die Swiss Muaythai League. Der 2012 gegründete Verband vertritt das Thaiboxen in der Schweiz.
Als neue Partnerorganisationen bestätigt wurden der Verband Schweizer Sportartikel-Lieferanten SPAF, die Organisation sporti{f}, die sich für die Anerkennung von Frauen im Sport einsetzt, sowie swiss active, die Interessengemeinschaft der Fitnesscenter. Damit umfasst der Dachverband Swiss Olympic neu 83 nationale Sportverbände und 30 Partnerorganisationen.
Das Swiss Olympic Family Get-together als Dankeschön

Auf dem Gelände des Seeländischen Turnfests in Pieterlen traf sich Mitte Juni 2023 die Schweizer Sportfamilie zum Swiss Olympic Family Get-together. Mit dem einfach gehaltenen, nachhaltig organisierten Fest bedankte sich der Dachverband Swiss Olympic bei all jenen, die zum erfolgreichen Schweizer Sport beitragen. Mitfeiern konnte auch der älteste Schweizer Olympiateilnehmer Karl Volkmer noch, der im Dezember 2023 verstorben ist.
ISO-Zertifizierung

Swiss Olympic ist als erster Sportverband der Schweiz mit ISO 9001:2015 ausgezeichnet worden, der international bedeutendsten Norm im Qualitätsmanagement. Das Label bescheinigt Swiss Olympic transparente und effiziente Prozesse, welche auch allen Mitgliedern und Partnerinnen/Partnern zugutekommen.
Schritt für Schritt hatte Swiss Olympic im Jahr 2023 das Qualitätsmanagement gemeinsam mit den Mitarbeitenden weiterentwickelt, Leistungsprozesse erfasst, dokumentiert und reflektiert sowie die kontinuierlichen Verbesserungen verankert. Nach dem dreitägigen Audit durch die SQS Ende Oktober wurde Swiss Olympic mit dem Qualitätslabel zertifiziert und geht als gutes Beispiel im Schweizer Sport voran.
Neues Datenschutzgesetz

Am 1. September 2023 trat in der Schweiz das neue Datenschutzgesetz in Kraft. Um die Anforderungen dieses Gesetzes zu berücksichtigen, hat sich Swiss Olympic ein neues internes Regelwerk in diesem Bereich gegeben. Zudem hat Swiss Olympic die nationalen Sportverbände aktiv bei der Umsetzung des Gesetzes in ihren eigenen Strukturen unterstützt und mehrere halbtägige Ausbildungs- und Austauschveranstaltungen zum Thema organisiert. Darüber hinaus wurde ein kostenloser Online-Kurs zum Thema Datenschutz auf der Bildungsplattform Swiss Olympic Academy aufgeschaltet.
Statutenänderungen

In den Statuten von Swiss Olympic gab es im Berichtsjahr folgende Anpassungen:
- Für die Zusammensetzung des Exekutivrats (ab 2025) gilt neu der Genderartikel (mind. 40% Vertretung beider Geschlechter). Ausserdem ist keine Vertretung mehr von Bund und Kantonen zulässig.
- Entscheid zur Gründung einer neuen Stiftung Schweizer Sportgericht, welche die Aufgaben der heutigen Disziplinarkammer übernehmen wird.
- Neue Mitgliederkategorie: Trainervertreter*innen
- Anpassung der Mitgliedschaftskriterien bei den nationalen Sportverbänden
Alle Mitglieder sind den Prinzipien der Sportförderung in der Schweiz unterstellt (Verankerung der Branchenlösung Sport).
Verkauf Haus des Sports

Das Haus des Sports hat ab 1.1.2024 eine neue Besitzerin.
Die Stiftung Haus des Sports hat im Verlaufe des Jahres 2023 ihre Gebäude im Talgut-Zentrum 25 und 27 zum Verkauf ausgeschrieben. Mit der Selectivbau AG in St. Gallen konnte eine Käuferin gefunden werden, die den Sportcluster und den Zusammenhalt im Haus des Sports weiterführen will. Für die Käuferin bedeutet dies, dass umfangreiche Sanierungsmassnahmen durchgeführt werden müssen. Zudem haben sich auch die mietenden Verbände für einen langjährigen Verbleib im Haus des Sports ausgesprochen, so dass der Spirit des Haus des Sports auch künftig gelebt werden kann.
Swiss Olympic schliesst das Geschäftsjahr 2023 mit einem negativen Ergebnis ab. Dies ist unter anderem auf die Kandidatur für die Olympischen und Paralympischen Winterspiele 203x zurückzuführen. Um die Transparenz und Lesbarkeit der Jahresrechnung zu verbessern, wurde der Konten- und Kostenstellenplan komplett überarbeitet. Aus diesem Grund wurde auch die Jahresrechnung 2022 einem Restatement unterzogen. Wir danken unseren Geldgebern (BASPO, SFS, Sponsoren, Partner etc.) für die konstruktive Zusammenarbeit und die kontinuierliche Unterstützung zu Gunsten des Schweizer Sports. Detaillierte Informationen zum vergangenen Geschäftsjahr finden sich in der Jahresrechnung 2023.
Die Disziplinarkammer des Schweizer Sports (DK) von Swiss Olympic wurde am 1. Januar 2002 geschaffen. Sie beurteilt als zentrale Sport-Strafbehörde in erster Instanz alle positiven Dopingfälle der Mitgliedsverbände von Swiss Olympic. Der Jahresbericht der DK findet sich in untenstehendem PDF.